Sonntag, 12. April 2009

20090412-0804 Krankenwagen

An Karfreitag stürzte unser Sohn kopfüber von der Rückenlehne unseres Wohnzimmersofas auf den Laminatboden. Da er anschließend kurzfristig das Bewusstsein verlor, rief ich per Notruf den Krankenwagen. Als meine Frau hinzukam, überzeugte sie mich, dass der Krankenwagen nicht notwendig wäre. Im Nachhinein zeigte es sich, dass es in diesem Fall die richtige Entscheidung war, da unser Sohn keine weiteren Symptome eines Sturzschadens zeigte. Die Therapeutin meiner Frau sprach am Mittwoch während des gemeinsamen Termins darüber, dass die Zwangserkrankung bei uns ja über grundsätzlichen Paarproblemen liegen würde. So würde die unterschiedliche Sozialisierung meiner Frau und mir "zwang"släufig zu Problemen führen. Hinzu käme, dass ich nun im Bewusstsein der Krankheit meiner Frau durchgehend nach Anzeichen für die Erkrankung suchen würde. Ich gebe zu: So auch diesmal. Warum interveniert meine Frau beim Ruf nach dem Krankenwagen? Warum sollte ich ihn wieder abbgestellen? Weil die Rettungssanitäter unseren Sohn erschrecken würden? Weil er sich mit der "Innenansicht" eines Krankenhauses nicht anfreunden könnte? Oder weil die Fahrt zum Krankenhaus, der Verbleib im Krankenhaus im Nachgang (und evtl. mit stationärer Beobachtung) mit besonderen Herausforderungen in Bezug auf ihre Krankheit verbunden wäre? Ich kann es nicht sagen. Es ist jedoch der zweite Fall bei dem aus meiner Sicht die "normale" Reaktion gewesen wäre, den Krankenwagen zu rufen und dieses Rettungsinstrument zu nutzen, anstatt Alternativwege zu gehen (in unserem Fall die telefonische Klärung der notwendigen Schritte über den privaten Anruf bei einer befreundeten Kinderärztin). Unser Sohn hatte (vor einem Jahr?) mit seinem Laufrad einen Unfall, bei dem ihm die Oberlippe riss und zwei Zähne sich lockerten. Da meine Frau mit einer Bekannten (auch mit Kind unterwegs) und mit unserer Tochter im Kinderwagen unterwegs war, organisierte sie zuerst die Betreuung unserer Tochter (über meine Schwiegereltern) und fuhr dann in unserem Wagen zur befreundeten Kinderärztin (20 Minuten entfernt). Dieser ganze Aufwand war ihr damals schon sinnvoller erschienen, als der Ruf nach den Sanitätern. Nun hat sich diese Situation wiederholt. Ich habe meine Frau nicht darauf angesprochen. Sie wird es mir gegenüber nur darauf hinlaufen lassen, dass ich ja überall Zeichen für ihre Krankheit sehen würde und dass es Quatsch wäre: Sie hätte niemals deswegen den Krankenwagen damals nicht gerufen wegen Sorge vor dem Krankenhaus, sondern zum seelischen Wohle unseres Sohnes, der dann die behandelnde Ärztin eben bereits so gut kennt. Und jetzt am Freitag? Da wären Sanitäter in unser Haus gekommen. Mit ihren Schuhen. Durch den vollgestellten Vorraum. Sie hätten ihre Taschen im Wohnzimmer hingestellt. hätten mit ihren Händen vom Krankenwagen "alles" angefasst. Ganz ehrlich: Ich kann mir gut vorstellen, dass meine Frau all diese Gedanken hatte, sie aber sich selbst nicht zugibt. Und ich habe nicht die Möglichkeit, mit ihr darüber zu reden, da ich dann - wahrscheinlich - noch weiter ihr Vertrauen verlieren würde. Blöde Situation. Noch dazu, wo ich ja der "Sicherheitsfreak" bei uns in der Familie bin. Erst nach dem Auseinandersetzen mit der Zwangserkrankung sehe ich bestimmte Dinge nicht mehr so eng. Und doch habe ich natürlich Angst um unsere Kinder. Möchte, dass sie bei "Rollaktivitäten" auf Fahrrad, Laufrad, Roller und Co ihre Helme tragen. Und ausgerechnet ich sehe, wie unser Sohn so auf den Kopf stürzt. Im Haus. Und dann den Hals so sehr verrenkt, als der restliche Körper noch in die andere Richtung weiterfallen will... Ein furchtbares Bild. DerPartner

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