Samstag, 28. Februar 2009

20090228-1911 Arbeitsbeschaffung

Ich bin in den Augen meiner Frau eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme: "Das war dann das letzte Mal, dass Du an einem Wochende so viel Freizeit hattest. Wenn Du mir dann soviel Arbeit zuschusterst!" Nach dem Wellness von mir waren wir zuerst in einer Einkaufssiedlung und anschließend bei einem Schnellimbiss. Auf dem Heimweg habe ich meiner Frau dann schon eröffnet, dass ich heute Abend nicht mit den Kindern duschen werde. Ich kann die Kinder in der Badewanne abbrausen, aber ich werde nicht duschen. Ich habe dazu keine Lust, ich muss mich nicht noch einmal duschen, also werde ich es nicht machen. Wieder die Diskussion, dass sie ja heute mir so viel Zeit geschenkt hätte. Das ich ihr doch dann wenigstens diesen Gefallen tun sollte. Ich bin dabei geblieben, wurde dann noch wärend der Fahrt beschuldigt, dass ich mal der Grund sein würde, wenn sie einen Autounfall hat. Ja, und dann kam das obige Zitat, als ich in meinem Büro war, weil sie mir dann sagte, dann bräuchte sie meine Hilfe bei den Kindern nicht, ich sollte hoch in mein Zimmer gehen. "Tolles Wochende" sagte sie noch. Nun, ich werde gleich mal sehen, wie ich unterstützen kann. Tatsächlich ist gegenüber früher aber die Putzzeit mit den Kindern reduziert. Eines der Kinder wird nämlich jetzt schon geföhnt. DerPartner

Freitag, 27. Februar 2009

20090227-2141 Wenn Du jetzt jeden Abend Ärger willst...

...dann viel Spaß" meinte meine Frau gerade zu mir als ich wieder hoch in mein Zimmer gehen wollte. Ich war nach der Arbeit nach Hause gekommen - später als sonst, da ich noch bei meinen Eltern war. Dann habe ich mir - wie immer - die Hände gewaschen, ihr über die Schulter geschaut, was sie denn im Internet gerade macht, bin dann hoch in mein Zimmer, habe kurz die Post durchgeschaut, meine Computertasche abgestellt und mir die "Hausklamotten" angezogen. Dann bin ich wieder heruntergangen, habe mir den Teller mit Brot genommen, den meine Frau mir schon geschmiert hat und mich auf das Sofa gesetzt. "Hey, erst noch Hände waschen". Nein, das brauche ich nicht. "Bitte", nein. Ich habe mir beim "Nach Hause kommen" doch die Hände gewaschen. Es ist alles gut. "Aber Du hast die dreckige Tasche angefasst". Es macht nichts. "Na, dann viel Spaß, wenn das Deine Abendgestaltung ist". Und war ab dem Moment nur noch einsilbig in der Lage mir zu sagen, dass sie mit unserer Tochter heute früh im Kindergarten war. Dass es "gut" war. Mehr habe ich noch nicht erfahren. Sie müsste jetzt etwas tun. Ich nehme an, sie recherchiert nach Job-Angeboten. Das ist ja schon mal gut. Muss man sich nach dem Tragen der Computertasche im Haus die Hände waschen? Ich habe die Tasche ja extra nach ihren Wünschen erst im Vorraum abgestellt und sie noch nicht ins Wohnzimmer oder auf die Treppe gestellt, bevor ich mit der Tasche hoch in mein Zimmer gelaufen bin. Meine Frau hat Angst vor dieser Tasche. Sie sieht darin die Gefahr, dass ich mit der Tasche ja auch in dreckigen Bahnhöfen bin, diese Tasche auf dem Boden steht, oder auch in unseren Autos immer mal wieder im Beifahrer, oder Rücksitzbank-Fußraum stand. Ich bin gespannt, ob ansonsten heute noch normale Gespräche möglich sind. Ich habe sie gebeten, mir Bescheid zu geben, wenn sie soweit am Computer fertig ist. DerPartner

Donnerstag, 26. Februar 2009

20090226-2230 Kein Stress

Eine positive Ueberraschung. Es gab keinen besonderen Stress mehr in Bezug auf mein "Nicht-Duschen". Zwar war die Stimmung nicht gut, aber mir tat dieser Erfolg gut. DerPartner

20090226-2030 Ohne Duschen einen Wunsch nicht erfüllt

Es gab gestern kein Wort mehr zu dem Vorfall zwischen meiner Frau und mir. Schon auf dem Heimweg heute von der Arbeit habe ich mir fest vorgenommen: Heute keine "Duschkompromisse". Meine Frau denkt sich jeden Tag neue Gründe aus, warum ich nach einem Tag im Büro (oder auch nach einem Tag mit Büro und Fitness-Studio in dem ich duschen kann und auch dusche) zu hause noch einmal duschen soll, bevor es zum abendlichen Leben übergeht. Heute wollte ich nicht nach der Arbeit duschen. Ich habe im Studio am Morgen geduscht und das reicht. Ich habe nicht weiter geschwitzt, nicht in einem verräucherten Raum gesessen. Ich kam nach Hause und die Kinder haben mit meiner Frau gespielt. Eigentlich wäre ich schon früher zu hause gewesen, aber meine Frau hat ihren Sport abgesagt, weil sie "so erschöpft von gestern" gewesen sei. Also kam ich um kurz vor halb sieben an. Im liebevollsten Ton bat sie mich, ihr einen Wunsch zu erfüllen, einen einzigen Wunsch: Dass ich mich dusche. Auch zu duschen, bevor ich auf die Toillette gehe. Ich verneinte. Ich muss nicht duschen, es ist alles in Ordnung. Meine Frau musste ruhig bleiben, denn schließlich waren die Kinder dabei. Ich blieb dabei: ich ziehe mich um und komme dann runter. Nein, ich sollte Duschen. Nur diesen einen einzigen Gefallen. Sie wollte doch mit mir reden, dafür sollte ich duschen. Nein. Ich muss nicht duschen. Ich bin hoch in mein Zimmer gegangen, habe mir die "Drinnenhose" und meinen aktuellen "Drinnenpullover" angezogen und kam wieder herunter. Kalt wie Eis war meine Frau. Kein Wort mehr zu mir. Nur noch mit den Kindern. Wortlos ging sie in die Küche, um das Abendessen (das ja dann fertig gewesen wäre, wenn ich vom Duschen gekommen bin) zuzubereiten. Zwischendurch gab es noch den Hinweis, dass ich meine Füße vom Sofa nehmen soll, als ich mit unseren Kindern spielte. Es sollte sauber bleiben - die Socken wechsle ich ja sonst natürlich auch nach einem Duschen.
Es ist jetzt 20:38. Unsere Kinder sind im Bett. Es gab Fischstäbchen, Würstchen, mit Käse überbackenen Reis und Nudeln. Die Paprikaschoten im Kühlschrank (noch in ihrer Plastikverpackung im Gemüsefach) waren wohl schon schlecht geworden durch die lange Lagerung und sind jetzt mit auf dem Küchenmüllberg.
Es wird noch ein anstrengender Abend, aber ich bin glücklich, dass ich mich nicht habe "herumkriegen" lassen.
Warum das so wichtig ist? Nun, erstens, weil ich "ich" bleiben konnte. Ich musste mich nicht verstellen, ich musste nicht etwas machen, was ich nicht für sinnvoll erachte. Und zweitens: Es bringt meine Frau dazu, damit fertigzuwerden, dass nicht alles in ihrem Zwangskäfig ablaufen kann.
DerPartner

Mittwoch, 25. Februar 2009

20090225-1502 Putzwasser

Ich habe gerade eine warme Dusch an meinem Schreibtisch in meinem Zimmer in unserem Haus erhalten. Meine Frau hat heute ihren Putztag. Ich habe frei. So habe ich heute Vormittag mitgeholfen das Haus für ihre Putzaktion vorzubereiten: Ich habe die ganzen Kleinsachen in den Zimmern hochgestellt und gestaubsaugt. Im Anschluss daran haben wir erst noch am Rechner gesessen und dann hat meine Frau angefangen zu putzen. Dabei fiel ihr jedoch auf, dass sie gar keine sauberen Putztücher im Haus hat. Unser Wäschetrockner ist derzeit ausgefallen und so kommt sie im Moment nicht mit der Wäsche hinterher. Also waren auch die vorhandenen Putzlappen nicht sauber. Sie bat mich darum, dass ich kurz in den Supermarkt fahre und vier Putztücher hole. Also habe ich mir meine aktuelle "Straßenkleidung" angezogen und bin los. Nach der Rückkehr habe ich mir - wie von meiner Frau "vorgeschrieben" - meine Hände im Gäste-WC (das liegt direkt im Eingangsbereich unseres Hauses) gewaschen und habe meine Schuhe im Vorraum ausgezogen. Dann bin ich mit Post und Putzlappen hoch in den 1. Stock. Hier war meine Frau gerade damit beschäftigt, unser Bad zu putzen. Ich sollte die Putzlappen einfach im Flur hinlegen. Dann bin ich in mein Zimmer im Dachgeschoss und habe mich an meinen Rechner gesetzt. Irgendwann fing sie dann mit dem Bodenputzen an und bat mich, meine Sachen doch auszuziehen, mir die Hände zu waschen und dann meine "Kuschelkleidung" wieder anzuziehen. Kuschelkleidung ist das Synonym für die Hauskleidung, die nicht mit dem "Dreck von Draußen" in Berührung kommt. Ich hatte nun aber meine Straßenkleidung an - und zwar inklusive dem Pullover, den ich am Samstag beim Kindergeburtstag unseres nun 4 Jahre alten Sohnes angezogen hatte. Und das war ihr Problem: Während des Ausflugs hatte ein Mädchen aus der Gruppe eine recht große Vogelfeder gefunden und herumgetragen. Die Vogelfeder ist das "zu Fleisch" gewordene Sinnbild der Gefahr für meine Frau, denn über Federn und Kot könnte die Vogelgrippe aus ihrer Sicht übertragen werden. Außerdem hatte ein Kind beim Anziehen in unserem Vorraum seine Matschhose an den Papiermülleimer im Vorraum kommen lassen. Und diese Matschose, hatte ich ihm später auch noch angezogen. Der Mülleimer im Vorraum wird von meiner Frau mit "dreckigen" Händen angefasst, wenn sie den Papiermüll leert und dabei die Mülltonnen anfasst, die vor nun bald 1 1/2 Jahren die vorletzte Ruhestätte eines bei uns abgestürzten Vogels gewesen sind. Dreckig sind also die Hände deshalb, weil sie die Mülltonnen berührt haben. Dreckig ist so auch die Matschhose gewesen. Und dreckig war dann auch ich mit meinem Pullover, denn ich habe diese Matschhose dem Jungen mit angezogen und zudem habe ich später auch dem Mädchen mit der Feder die Jacke ausgezogen, als wir in einem Restaurant zum Essen mit den Kindern eingekehrt waren. Nun hatte ich also diesen "dreckigen" Pullover an. Ich hatte aber schon nicht mehr daran gedacht. Es ist jedoch ein bequemer Pullover und so wollte ich ihn nun auch im Haus anbehalten. Damit ging ein sicherlich halbstündiger Disput los. Ich sollte meiner Frau diesen Wunsch erfüllen. Sie sagte, dass auch ihre Therapeutin immer sagt, dass sie selbst aussuchen soll, wann und mit was sie ihre Übungen machen möchte. Ich sollte jetzt nicht stur einfach lostherapieren. Ich würde ja gar nicht verstehen, wie schlimm das jetzt für sie wäre, sie müsste doch los, hat schon Zeitdruck und dann komme ich. Wenn ich wollte, dann könnte ich ja den Pullover irgendwo aufhängen und dann könnten wir gemeinsam überlegen, wann wir diese Übung machen. Nein, sie könnte es jetzt nicht einfach gut sein lassen. Sie kann schon gar nicht aus dem Haus raus, wenn sie weiß, dass ich diesen dreckigen Pullover jetzt anhätte und mich überall im Haus damit hinsetzen würde. Jetzt sollte ich ihr doch einmal den Gefallen tun. Ihr zuliebe. Und sie weinte. Sie schrie mich an. Es wäre gemein. Nie hätte sie Zeit. Und ich sollte doch jetzt einfach los und die Kinder holen, dann könnte sie hier in ruhe Putzen. Unsere Kinder sind heute bei meinen Schwiegereltern. Und sie hätte auch in den letzten Wochen nie die Zeit gehabt, ihre Übungen einfach mal zu machen. Dann stand sie irgendwann auf, fing an in ihrem Zimmer - Nachbarzimmer von meinem "Büro" - zu putzen, und kam plötzlich auch in mein Zimmer. Dann wrang sie ihren Putzlappen über meinem Kopf aus, so dass ich, mein Pullover und ein wenig der Laptop naß wurden. Das Wasser war Putzwasser. Hölle, ich wusste gar nicht, dass Putzwasser in den Augen brennt... Na, da muss ich mich wohl heute doch noch umziehen meinte ich. Sie war wieder in ihrem Zimmer. Ich machte an meinem Rechner weiter. Da kam sie wieder, diesmal mit noch mehr Wasser. Zum Glück stand der Rechner nicht zu nah am Schreibtischrand, denn dieser war jetzt klatschnass. Ich bin "dalai lama-mäßig" ruhig geblieben, brauste nicht auf, sondern habe mich dann ausgezogen und bin in die Dusche. Meine Frau stand wirklich unter Zeitdruck. Ich glaube, um 15 Uhr hätte ihre Elternbeiratssitzung angefangen. Ach ja, und sie meinte noch, dass ich ja auch den Pullover so anfassen würde und dann auch alle anderen Sachen damit anfasse - so wie das Telefon, dass mitten in der Dikussion klingelte und eine Schwester meine Frau wollte sie wegen einem Medikamt sprechen für ihren Sohn. Meine Frau wollte sie nun nicht sprechen, also musste ich "dolmetschen". Naja. Die Elternbeiratssitzung hat meine Frau nun (wegen mir, wird es später heißen) verpasst. Dies war der erste Eintrag in meinem neuen Blog. Ss soll ein öffentlicher Blog sein, aber aus unterschiedlichen Gründen ein anonymer Blog. Meine Therapeutin weiß darüber Bescheid, dass ich nicht mehr jeden Zwangswunsch meiner Frau mitmachen werde. Vor allen Dingen habe ich dabei unsere Kinder [EDIT: und mich natürlich!] im Blick. Unsere Kinder sind es, die die Eigenheiten meiner Frau natürlich ständig mitbekommen und da will ich in Zukunft der Gegenpol sein. Gleichzeitig wird es meiner Frau auf die eine oder andere Art und Weise zeigen, wie weit vom Normalen sie sich bereits entfernt hat. Aussicht auf 100%ige Heilung gibt es nicht wirklich. Aber die Aussicht auf ein normaleres Leben. Bis dahin - und das kann Jahre dauern - wird mein Leben auf diese Weise sicherlich sehr, sehr anstrengend, vielleicht mindestens so anstrengend, wie das meiner Frau. Aber es ist ein wenig so wie in "When a man loves a woman". Meg Ryan fand dort auch nur deshalb Hilfe, weil es ihr so unglaublich dreckig an einem Punkt in ihrem Leben ging - an dem ihr Mann nicht nachgab. Das wird das Schwierigste: Nicht nachzugeben. Und wenn meine Frau Auswege wie heute mit dem Putzwasser findet, dann ist das vielleicht nicht schlecht. Es zeigt den Wahnsinn in dieser Krankheit.